Seidelbast, Gewöhnlicher

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Daphne mezereum L.

Gewöhnlicher Seidelbast

Schwedisch: Tibast; Syn.: Källarhals, Vanlig tibast

Norwegisch: Tysbast

Finnisch: Näsiä

Englisch: Mezereon

"Die Pflanze gehört zu den scharfen Giften,

und namentlich haben Wurzel, Rinde, Blätter und Früchte einen heftig brennenden Geschmack und ziehen auch auf die Haut gelegt, Blasen. Auch haben diese Theile zerrieben, schon einen sehr widrigen Geruch. Linné sagt, daß ein Mädchen, die 12 Samen von dieser Pflanze genossen hatte, danach gestorben ist; auch führt er an, daß sechs Früchte einen Wolf töten. ... In Sibirien schminken sich die Weiber mit den Beeren [des Seidelbastes]; sie reiben sich nämlich mit dem saftigen Fleische die Wangen, wodurch eine die Haut röthende Entzündung hervorgebracht wird."

Aus: Flora des Königreichs Preussen oder Abbildung und Beschreibung der in Preussen wildwachsenden Pflanzen, Fünfter Band 1837 von Albert Dietrich [7]



Name

Der Gattungsname Daphne leitet sich aus der griechischen Mythologie ab: Die Nymphe Daphne wurde von ihrem Vater, dem Flussgott Peneios, in einen Lorbeerbaum verwandelt, um sie vor dem aufdringlichen Apoll, Zeus' Sohn, zu schützen. [1]

Der Name Daphne wurde im alten Griechenland als Bezeichnung für den Lorbeerbaum (Laurus nobilis) gebraucht und weil die Blätter und Früchte einiger Seidelbast-Arten denen des Lorbeerbaumes ähneln, erhielt die Gattung den Namen Daphne. [2]

Der Artname mezereum stammt wahrscheinlich aus dem arabisch-persischen Wort mazeriyn (töten/tödlich) und bezieht sich auf die starke Giftigkeit der Pflanze. [3]

Der deutsche Name Seidelbast, früher Zidelbast oder Zeidelbast genannt, ist auf die mittelhochdeutsche Bezeichnung "Zeidler" - für Imker - zurückzuführen. Den Bienen dient die frühe, angenehm duftende Blüte des Seidelbastes als wertvolle und eine der ersten Bienenfutterpflanzen im Jahr.

Eine weitere verbreitete Bezeichnung für den Seidelbast ist Kellerhals (schwed. Källarhals), vom mittelhochdeutschen "kellen " = quälen und nimmt Bezug auf die Symptome einer Vergiftung durch die stark giftige Pflanze.

Andere deutsche Namen für den Seidelbast:
Beißbeere, Blasenstrauch, Buschlorbeer, Buschweide, Giftbeere, Imkerstrauch, Kellerhals, Pfefferstrauch, Warze(n)bast, Wilder Holler, Zeidlerbusch.

Henriette Kress beschreibt auf ihrer website weitere volkstümliche Namen des Seidelbasts: "Da die Pflanze auch zur Vertreibung von Ungeziefer Verwendung findet, nennt man sie Lüsekrud, -hälz (Gotha), Lausbleaml (Niederösterreich), auch zum Vertreiben von Warzen und gegen Zahnweh wird sie gebraucht, daher Warzebast, Zahnwehholz (St. Gallen). Als Giftpflanze führt der Seidelbast Benennungen wie Elendsblum (Nahegebiet), Wolfboß (Steiermark), Giftbäumli (St. Gallen), Giftberi (Graubünden), Hühnertod (Böhmerwald), Schlangenbeer (Kärnten), Rauschbeere (Böhmerwald), nach der entfernten Ähnlichkeit mit anderen Pflanzen Wilder Holler (Holler = Syringa) (Südböhmen), Buschweide (Nordböhmen), Waldveigl (Salzburg), Wil(d)e Neegelcher (Hunsrück). Krallebömke (Niederrhein) bezieht sich auf die korallenroten Früchte." [4]

Beschreibung

Der Echte Seidelbast (Daphne mezereum), auch Gewöhnlicher Seidelbast oder Kellerhals genannt, gehört zur Familie der Seidelbastgewächse (Thymelaeaceae).

Der Gewöhnliche Seidelbast ist ein wenig verzweigter, im Sommer grüner und im Winter kahler Strauch, der etwa 40 bis 150 cm hoch werden kann.

Der Seidelbast ist eine cauliflore, d.h. stammblütige Art. Wie sonst nur bei manchen tropischen Pflanzen, wachsen die sternförmigen Blüten direkt am verholzten Stamm. Die Holzteile der Pflanze sind von einer braun-grauen bastigen Rinde überzogen.

Die Blüten bilden sich im frühen Frühling, manchmal noch bevor der Schnee abgeschmolzen ist, vor dem Blattaustrieb aus verwachsenen Kelchblättern, ohne eigentliche Kronblätter. Die leuchtend rosafarbenen bis purpurnen Blüten bilden lange, zylindrische Blütenstände. Die Blüten sitzen einzeln oder häufig in Dreiergruppen in den holzigen Achseln und verströmen einen angenehmen und intensiven Duft der besonders Schmetterlinge und Bienen als Bestäuber anlockt.

Zum Ende der Blütezeit treiben ausschließlich im Bereich der Zweigspitzen die weichen Blätter zur Gänze aus. Sie sind bis 14 cm lang, weich lanzettlich bis verkehrt-lanzettförmig, ganzrandig und kurzgestielt. Die oberseits hellgrünen Blätter sind unterseits graugrün gefärbt und nach dem Laubaustrieb behaart. Die Blätter ähneln im Aussehen denen des Lorbeerbaumes. [vgl. auch hier]

Im Spätsommer trägt der Strauch seine erbsengroßen, glänzend-roten Beeren. Sehr selten sind die Beeren gelblich-weiß und die Blüten dann weiß. Die Beeren ähneln mit ihrem schwarzen Steinkern einsamigen Steinfrüchten. Da an ihrer Bildung sowohl die Fruchtblätter als auch die Blütenachse beteiligt ist, werden sie botanisch als Scheinfrüchte bezeichnet.
Wie alle übrigen Pflanzenteile sind die Beeren stark giftig. Schon der Verzehr einzelner Früchte kann tödlich sein.

Manche Vögel, zum Beispiel Bachstelzen und Drosseln, sind gegen das giftige Fruchtfleisch anscheinend immun und speien die Steinkerne wieder aus, sie tragen dadurch zur Verbreitung bei.

Vorkommen

Seidelbast wächst in Europa, Kleinasien und Nordasien. Es wächst in der Regel in humusreichen Wäldern. In Europa fehlt er in den äußersten westlichen und nördlichen Gebieten.

Stellenweise wird der schwedische Nationalpark Skuleskogen als nördlichstes Verbreitungsgebiet angegeben [5]. Wir haben den Seidelbast aber auch nördlich des Polarkreises auf dem Snjejrak bei Kvikkjokk und im Marsfjäll, im südlichen Lappland gefunden.
Der frühen, duftenden Blüten wegen wurde der Seidelbast schon im 16. Jahrhundert als Gartenpflanze kultiviert, auch in einer Form mit weißen Blüten. Wegen seiner hohen Giftigkeit ist er in öffentlichen Gärten und Parks heute nur noch selten zu finden.
Die natürlichen Vorkommen stehen in Deutschland unter Naturschutz.

In unseren Breiten blüht der Seidelbast bereits im Februar und März. In den nordskandinavischen Regionen etwa im Mai, Juni.


Giftigkeit

Der Seidelbast gehört in allen Teilen zu den sehr stark giftigen Pflanzen.

Die höchste Konzentration ist in frischer Rinde und den Samen enthalten. Die Gifte des Seidelbastes (in den Samen befindet sich Mezerein, in der Rinde Daphnetoxin) lösen Kratzen und Brennen im Mund- und Rachenraum, Schwellungen der Lippen und im Gesicht, Magenschmerzen, Erbrechen, Durchfall und Halluzinationen aus.

10 bis 12 Früchte gelten für Erwachsene als tödlich, für Kinder entsprechend weniger. Andere Quellen geben eine niedrigere tödliche Dosis an [6]. Jedenfalls ist größte Vorsicht, besonders bei Kindern geboten.

Für Vögel sind die Seidelbastbeeren nicht giftig. Die unverdaulichen Samen werden von diesen verbreitet.


Textverweise

[1] "Als Apollon den Liebesgott Eros als schlechten Schützen verspottete, rächte sich dieser, indem er einen Liebespfeil mit einer goldenen Spitze auf ihn und einen mit bleiernen Spitze auf Daphne abschoss. Apollon verliebte sich unsterblich in Daphne, während diese, von einem genau das Gegenteil bewirkenden Pfeil Eros" getroffen, für jene Liebschaft unempfänglich wurde. Als Apollon Daphne bedrängte, floh sie. Erschöpft von der Verfolgung Apollons flehte sie zu ihrem Vater Peneios, dass er ihre den Apollon reizende Gestalt wandeln möge. (aus: Wikipedia, die freie Enzyklopädie; URL abgerufen am 25.12.20)

Der römische Dichter Ovid bringt die tragische Geschichte der griechischen Mythologie in folgende Verse:
Eine schwere Taubheit fährt in ihre Glieder. Zarte Rinde umschlingt ihre weichen Brüste, die Haare werden zu Blättern und die Arme wachsen zu Zweigen empor. Daphnes Füße erstrecken sich ins Erdreich und werden zu Wurzeln, ihr Antlitz verliert sich im Blätterdach. Schließlich bleibt nur noch ihre Schönheit zurück.
Apoll (hier: Phoebus) berührt sie (nun in Gestalt des Baumes) und fühlt noch ihr Herz schlagen. Er will sie küssen, aber sie weicht, nun als Baum, noch immer zurück." (Ovid, Metamorphosen: Buch 1, Vers 545-556).
Der Lorbeer war Apollon seither heilig. Zum Gedenken an Daphne trug er einen Lorbeerkranz bzw. eine mit Lorbeer geschmückte Leier." (vgl. dazu Österreichischer Alpenverein, Sektion Obergailtal-Lesachta; URL abgerufen am 25.12.20)

[2] vgl. Wikipedia, die freie Enzyklopädie (URL abgerufen am 25.12.20) und Henriette Kress - Henriette's Herbal Homepage (URL abgerufen am 25.12.20)

[3] vgl. den virtuella floran (URL abgerufen am 25.12.20)

[4] vgl. Henriette Kress - Henriette's Herbal Homepage (URL abgerufen am 25.12.20)

[5] vgl. Renate und Achim Kostrzewa, Tier- und Pflanzenführer Skandinavien. Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH & Co.KG, Stuttgart

[6] vgl. Wikipedia, die freie Enzyklopädie (URL abgerufen am 25.12.20)

[7] vgl. Flora des Königreichs Preussen oder Abbildung und Beschreibung der in Preussen wildwachsenden Pflanzen, Fünfter Band 1837 von Albert Dietrich; im Netz als google-book und e-book abrufbar (URL abgerufen am 25.12.20)


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